Wir frieren in Swakopmund

Namibia Teil 5 / 15. – 17. Oktober 2018.

Für Swakopmund, der Stadt am Meer, haben wir uns üppige drei Tage gegönnt, womit wir der überwiegenden Zahl von einschlägigen Foren-Empfehlungen gefolgt sind, wonach es in der Stadt gut auszuhalten sei und viel zu erleben gäbe. NACH den drei Tagen waren Liane und ich uns einig, dass wir Swakopmund eher nur noch anfahren würden, wenn wir die dortige Infrastruktur bräuchten.

Ich habe es so empfunden: Du MUSST viel erleben und unterwegs sein, denn sonst frierst du, und du musst das möglichst vormittags tun, denn am Nachmittag zieht in der Gegend um Swakopmund herum zeitig Nebel auf und nimmt das Licht weg. Keine Sonne, statt dessen eine windbewegte feuchte Luft – die ungemütliche Mischung ist perfekt.

Schottische Temperaturen am Strand von Swakopmund.

Dafür gibt es üppiges Grün in der 1892 von deutschen Kolonisten gegründeten Küstenstadt. Grün und leuchtende Blumenfarben.

Wellenrauschen, Blumen – wenn man sich jetzt noch gemütlich an der Strandpromenade niederlassen und einen Drink genießen könnte, wäre alles wunderbar. Einige Tage später auf Omandumba wird uns ein Swakopmunder sagen, er liebe seine Stadt eben wegen dieser Frische, denn so könne er zu jeder Tageszeit Sport treiben. Hm, ja aus dieser Perspektive kann ich es verstehen. Wir allerdings waren eher weniger fürs Sporttreiben hergekommen und so wünschten wir uns bei der Ankunft, wir hätten uns unterwegs auf Pad von Sesriem an die Küste mehr Zeit in der Wärme genommen.

Hätten am Tropic of Capricorn, dem Wendekreis des Steinbocks noch eine Widmung oder anderes hinterlassen…

… und wären ein bisschen am Kuiseb Pass gewandert, den Liane übrigens bei einer ihrer ersten Fahrten mit dem großen Wagen und auf Gravel souverän gemeistert hatte. Sie war ganz im Flow und ich dachte mir, ‚lass‘ sie mal fahren, wenn sie hier gut durchkommt, kann ich mich fortan überall zurücklehnen und die Landschaft genießen‘. So beschränkte ich mich darauf, nur ab und zu „Gas, Gas, Gas“ zu rufen, wenn das Gewicht dem Gefährt Schwierigkeiten bereiten wollte.

Sieht aus wie Mamorkuchen, oder?

Während wir problemlos die 5-Stunden-Strecke passierten, hatten andere an dem Tag weniger Glück. An der Kuiseb-Brücke kam ein Touristenwagen vom Weg ab und landete im Canyon; ein nachfolgender Wagen kam bei dem Anblick ebenfalls ins Schlingern, blieb aber noch im Geländer hängen. Die waren – für uns zum Glück – erst nach uns dort vorbei gekommen, so dass uns dieser Schrecken erspart blieb, den man ja auch spürt, wenn es einen nicht selbst betrifft.

Eine Weile nach dem Pass trafen wir auf einen havarierten Bus, dessen Insassen versuchten, draußen irgendwo Schatten zu finden, bis die bereits verständigte Hilfe kommen würde. Sieben Stunden, so erfuhren wir später, mussten sie warten. Auch nicht lekker!

Wir hingegen erreichten unsere ganz hervorragende Pension Sandfields Guesthouse überpünktlich und machten es uns nach der langen Fahrt erst einmal bequem.

Unsere Wirtin kümmerte sich äußerst umsichtig um alles, was wir die drei Tage brauchen würden: Einen Tisch fürs Dinner in Kückis Pub, ein Taxi, welches uns hin- und wieder zurückbringen würde und um die Buchungen für die nächsten zwei Tage.

Eine Katamaran-Fahrt zu dem Robbenbänken hatten wir uns vorgestellt und eine „Little Five“-Tour am darauffolgenden Tag. Ich wollte ja lieber mit dem Kajak zwischen Robben paddeln, aber meine Tochter sorgte sich wohl um mein Wohlergehen :-)

Der Trost für rauhes Küstenwetter in Swakopmund ist seine exzellente Infrastruktur.

Es gibt alles, was man braucht und man kann vorzüglich essen. In Kücki’s hatte ich allerfeinstes Oryx-Steak – ein 300 gr-Stück, auf den Punkt genau so rot, so wie ich es gerne mag. Absolut nette Atmosphäre. Am nächsten Abend wählten wir das renommierte „The Tug“ direkt am Meer und erlebten einen Service, wie er bei uns nur noch schwer bis gar nicht mehr zu erleben ist. Dort ist es allerdings größer und damit auch etwas lauter, weshalb wir den letzten Abend noch einmal im Kücki’s verbrachten. In die mehr deutsch geprägten Restaurants zog es uns nicht, deshalb habe ich keinen Vergleich, ob sie ähnlich gut sind.

Ein Hauptgewinn in Swakop war unser treuer Taxi-Fahrer Pele. Wir bekam ihn ja am ersten Abend vermittelt und wollten daraufhin jeden Abend mit ihm fahren, obwohl wir gut auch mit dem eigenen Auto hätten fahren können. Aber Pele ist eine Perle. Ein sehr höflicher und stets adrett gekleideter, älterer Herr, der absolut pünktlich vor der Türe stand und uns spätestens 10 Minuten, nachdem wir ihn hatte anrufen lassen, wieder abholte. Bei der Rückkehr zum Gästehaus fuhr er erst los, wenn sich die schwere Schiebetür hinter uns geschlossen hatte. Wir hatten den Eindruck, alle dort lieben Pele – und wir lieben ihn nun auch :-) Nur um Pele kennenzulernen, hat es sich gelohnt, in Swakopmund gewesen zu sein.

Was wir tagsüber vermissten, waren kleine Straßen-Cafés im Stadtzentrum, die das Shopping abrunden und es aushalten lassen. Deshalb empfanden wir es eher als anstrengend, durch die Stadt zu schlendern.

Hingegen war ich begeistert von der kleinen Schuhmanufaktur African Leather, in der ich meine ersten Swakop Vellies für umgerechnet 35 Euro kaufte, die ich danach ständig trug – mit und auch ohne Socken. Nur Barfußlaufen fühlt sich besser an!

Ein Déjà-vu-Gefühl stellte sich hier ein:

C S Auto and Truck Repair Swakopmund

Bereits 2014 haben wir vor dieser Autowerkstatt gestanden, als der Ölfilter an meinem Hilux gewechselt werden musste. Heuer stand der Schließmechanismus am hinteren linken Fenster auf dem Plan, der bei Fahrzeugübernahme schon defekt war, so dass wir das Fenster wohl hätten öffnen, aber niemals wieder schließen können. Um nicht aus Versehen den Schalter zu betätigen, hatte ich den entsprechenden Knopf farbig abgeklebt, doch für die Etosha brauchten wir hinten zwei funktionstüchtige Fenster. So hatten wir mit Hubert Hester verabredet, dass wir seine Partnerwerkstatt erneut aufsuchen würden. Und wie beim ersten Besuch ließ der Chef sein Tagesgeschäft prompt stehen und schuf innerhalb von wenigen Minuten Abhilfe. Es mag manches im Argen liegen im Dienstleistungssektor Namibias, aber es gibt auch vieles, wovor man einfach Respekt haben muss und aus Deutschland nicht unbedingt in gleicher Güte und Freundlichkeit mehr kennt.

O.k., nun noch ein paar Bilder von den beiden Ausflügen.

Die Katamaran-Tour startete früh in Walvisbay, Treffpunkt ist in Swakopmund. Weil wir im Anschluss zu den Flamingos wollten, verzichteten wir auf den inkludierten Shuttle und fuhren mit dem eigenen Auto. Am Hafen von Walvisbay konnten wir den Hilux während der Tour in einem gesicherten Gelände parken. Zum Glück verzog sich der Frühnebel bald und abgesehen davon, dass es an Bord halt eine recht enge touristische Tuchfühlung gibt, konnte ich den Ausflug schon genießen. Die frischen Austern, die zu den weltbesten zählen, sowieso. Liane verschmähte sie, so konnte ich ihre Portion auch noch essen.

Pelikane, Möwen, Robben und Delfine begleiten den Katamaran und der Guide erzählt eine Menge Interessantes über die hiesigen Meeresbewohner, über die spezifische namibische Art der Austernzucht, über die Industrie bei Walvisbay und dass die Ölplattform eigentlich weiter nach Angola sollte, aber wegen des schlechten Ölgeschäfts noch immer hier lagert.

Namibische Opposition

Zurück an Land war es dann aber auch schön, wieder allein zu sein und wir verbrachten noch viel Zeit bei den Flamingos. Stundenlang könnte ich ihnen mit Vergnügen zusehen, wie sie ähnlich wie die Pipe Bands beim Tattoo Festival sich immer schwarmweise bewegten. Wie im Gleichschritt marschierten sie in Richtung Promenade. Wenn sie dort durch irgendetwas erschreckt wurden, drehten sie sich spornstreichs um und marschierten wieder gen Horizont, mitunter flogen sie auch davon – aber nur eine kurze Distanz, dann begann das Spiel von neuem.

Bei der Little-Five-Tour sollte es sich leider als ungünstig erweisen, dass wir sie dieses Mal bei einem anderen Anbieter als bei und mit Chris Nel von Living Desert Tours gebucht hatten. Auch wenn sich die Tour-Guides wieder viel Mühe gegeben haben, liegen doch Welten zwischen dem Informationswert der einen und der anderen Tour. Für mich war es nicht so tragisch, weil Chris uns damals die äußerst komplexen Wechselverhältnisse im Wüstenleben nahegebracht hatte und sie mir noch sehr gegenwärtig sind. Aber für Liane tat es mir leid, denn diese Tour kann auf so nachhaltige Weise das Verständnis vom lebendigen Kosmos der Wüste vermitteln, und hier tat sie es nur sehr eingeschränkt.

Mein Interesse weckte der Moment, als eine Frau und ein Mann einzeln an uns vorbei durch die Wüste gewandert kam, sie kurz darauf verschiedene Wege nahmen, worauf die Frau sich einen Platz zum Verweilen suchte. Sie zog sich einen weiten grünen Rock über ihre Kleidung und setzte sich mit Pudelmütze in die heiße Mittagssonne, wo sie bei unserer Abfahrt immer noch saß. Unser Guide konnte uns nichts über dieses für uns ungewöhnliche Verhalten sagen, aber der Vize-Guide meinte später, es wären wohl Angolaner, die zum Beten in die Wüste gingen.

Fototechnisch war ich bei beiden Touren unterwegs mit der Nikon D500 sowie dem AF-S DX NIKKOR 16–80 mm 1:2,8–4E ED VR. Diese Kombination hatte auf dem Katamaran die nötige Leichtigkeit, um sich beim Schaukeln auf See vernünftig bewegen zu können und auch genügend Weitwinkel für die Aufnahmen an Bord zu haben. Zum Fotografieren der Robbenbänke war die Brennweite zu gering, aber zum einen ist die Sicht vom Meer auf die Robbenbänke ohnehin nicht so fotogen wie von Land und mit dem Meer im Hintergrund. Zum anderen muss man halt einen Kompromiss finden, wenn man an Bord nicht ständig das Objektiv wechseln will. Ich war damit zufrieden und würde es wieder so handhaben.

Die sehr schnelle D500 machte auf See einen tollen Job. Die Meinungen laufen ja auseinander, aber bei viel Licht am Wasser bin ich immer wieder über den optischen Sucher dankbar. Auch das große und sehr gut auflösende Display der D500 bewährt sich sehr. Nachdem ich letztes Jahr die Nikon D850 gekauft habe, wollte ich die D500 eigentlich abgeben, aber nach Namibia habe ich meine Meinung geändert – sie hat doch einen hinreichenden speziellen Nutzen, was sich in der Etosha noch mehr herausstellen sollte.