Namibia – hier Aufbruch, da Rückzug
Namibia, Teil 9 / 26.- 29.10.2018. An unserem fünften Tag im Etosha-Nationalpark traten wir von Halali aus langsam die Rückreise über Okaukuejo und das Anderson Gate an. Unser Quartier würde heute schon außerhalb des Parks liegen, nämlich im Sasa Safari Camp. Doch zuvor verabschiedeten wir uns noch von den Tieren Namibias.

Das Camp Okaukuejo erreichten wir mittags. Trotz oder wohl eher wegen der sengenden Hitze waren unzählige Tiere am großen Wasserloch – wir schauten ihnen noch eine Weile zu, ehe wir vor der Abfahrt noch einmal den Reifendruck an unserem Auto prüften und leicht korrigierten.


Mir war recht wehmütig zumute. Auch wenn unser Besuch im Etosha Nationalpark aus persönlichen Gründen nicht unter einem guten Stern gestanden war, auch wenn man sich zu Recht über das schlechte Management, über viel Unfreundlichkeit und stinkende Toiletten auf den meisten Parkplätzen beklagen muss (das kann der KTP sehr viel besser), konnte ich nicht umhin, von der Grandiosität der Landschaft und der Tierwelt fasziniert zu sein und alles andere deswegen unterzuordnen.
Wir glauben ja, alles schon irgendwo, irgendwann gesehen zu haben: in Wildparks, Zoos, im Fernsehen und Kino – was also könnte uns da noch beeindrucken?! Und doch ist es zutiefst beeindruckend. In der Stille der Tierbeobachtungen, insbesondere nachts, relativieren sich viele Dinge und ich war überrascht von den Emotionen, die sich unweigerlich einstellen, wenn plötzlich links eine Ginsterkatze vom Baum huscht oder wenn eine Herde von großen und kleinen Elefanten mit unvergleichlicher Anmut und Schnelligkeit nur wenige Meter entfernt in Reihe zum Wasserloch läuft, dort ein Trinkgelage abhält und anschließend wie Schauspieler wieder von der Bühne abtritt. Das hat mich schon sehr verliebt gemacht.
Im Sasa Safari Camp, welches wie die Sophienhof Lodge nahe bei Outjo liegt, kamen wir am Nachmittag an. Zuvor hatten wir noch einmal getankt und freuten uns sehr, weil der Tankwart uns gleich wiedererkannte und fragte, ob wir denn heute gerne Shower fürs Auto hätten oder wieder nur Diesel.
Das Camp liegt etwas erhöht, umgeben von zerklüfteten Hügeln, die bei der Anfahrt wie Totenköpfe anmuten, was ein bisschen gruselig war.

Bei der Zufahrt muss man zwei Tore auf- und wieder zumachen. Davon abgesehen ist es aber einfach, hinzukommen. Wir hatten Sasa Safari Camp für diese Nacht ausgesucht, weil es für die Freundlichkeit seiner Besitzer und für das gute Essen gelobt wird. Zudem ist es auch sehr preisgünstig. Tatsächlich können wir uns dem Lob nur vorbehaltlos anschließen.
Ein junges Ehepaar bewirtschaftet mit Unterstützung der Mama des Mannes den Platz mit sichtbar großem Fleiß, um der Familie und dem Nachwuchs hier eine Zukunft aufzubauen. Es war sehr angenehm, ihren Enthusiasmus zu spüren und ich bin sicher, dass sich im Sasa Safari Camp noch viel tun wird.

Es gibt bereits jetzt eine Vielzahl von Blumen und während unserer Anwesenheit wurde eine Menge fruchtbarer Boden angefahren und auf dem schrägen Hang vor dem Hauptgebäude verteilt, um weitere Gartenflächen anzulegen.
Eine Wohltat nach der Servicewüste Etosha war die wunderschöne Poolterrasse mit dem gigantischen Ausblick weit, weit ins Land. Hier oben wird auch das vorzügliche Dinner eingenommen.

Wir konnten uns aussuchen, ob wir in einem kleinen Bungalow oder einer Wohnung im Haupthaus wohnen wollten und entschieden uns für den Bungalow.




Tiere haben wir im Sasa Safari Camp nicht gesehen. Außer der großen „Hausspinne“ im Bungalow, die Liane zum Zähneputzen auf die Terrasse trieb. Erst am nächsten Morgen, als ich einen einsamen Spaziergang in die Hügel machte, sah ich in einiger Entfernung schwarze Pferde am steilen Abhang grasen – das war’s dann aber auch.
Nach dem Frühstück auf der Aussichtsterrasse machten wir uns auf, um unser letztes Ziel, die Ozongwindi-Lodge am Khan-Fluss oberhalb von Wilhelmstal anzusteuern. Hierzu füge ich für alle, die sich für das kleine Paradies interessieren, eine Karte mit der Wegeführung ein. Es ist nämlich so, dass einem auf der Garmin-Karte IMMER eine Verbindung über Wilhelmstal aufgezeigt wird, die es so aber NICHT gibt. Da gibt es zwar einen Weg, aber keinen Zugang nach Ozongwindi.

Die einzige und auch sehr gute Möglichkeit, die Ozongwindi Lodge zu erreichen, besteht über die D2110 und der Überquerung des Khan-Trockenflusses.

Weil ich keine Ahnung hatte, wie ich mir die Flussdurchfahrt vorstellen musste und es ja auch wenige Tage zuvor ordentlich geregnet hatte, fühlte sich das schon ein wenig abenteuerlich an. Deshalb fragte ich am Vortag noch einmal die konkrete Situation an und war beruhigt, als Janet mitteilte, dass bei ihnen kaum Regen gefallen war. Wer einmal dort gewesen ist, weiß freilich: die Zufahrt ist unproblematisch, jedenfalls mit einem 4×4-Wagen. Außerhalb der Regenzeit wird man auch mit einem normalen PKW gut hinkommen. Das Flussbett ist nicht sonderlich breit, die Fahrspur ist festgedrückt und an einer kurzen tieferen Stelle sind Matten ausgelegt.
Da war unser Hilux auf der D2110 schon eher ein bisschen ins Schlingern gekommen, denn dort gibt es eine Menge wunderschönen roten Sand. Diese Pad war für mich klar eine der schönsten, die wir in Namibia gefahren sind.


Am Tor zum Lodgegelände muss man dann klingeln, damit einem aufgetan wird. Das hat eine von uns nicht gleich gecheckt :-)


Wir wurden von Janet und kurze Zeit später auch von Paul sehr herzlich willkommen geheißen und bekamen einen Bungalow direkt am Rand des Khan-Flusses und mussten uns erst mal einkriegen wegen des Luxus‘ hier.





Obwohl wir die Ozongwindi Lodge bewusst ausgesucht hatten, um uns den Abschied ein bisschen mit afrikanischem Luxus zu versüßen, waren wir angesichts der Ästhetik und der edlen Materialien von den Türgriffen bis hin zur Duschwand sehr hingerissen. Hier würden wir uns noch einmal wunderbar erholen können. Die Krönung war: wir hatten das gesamte Areal für uns, denn erst am zweiten Tag würden weitere Gäste kommen.

So hatten wir beim Dinner auch das Restaurant für uns und wurden fürstlich von Janet, Herrscherin der Küche mitsamt den sehr freundlichen Angestellten, und Paul, der den Getränkeservice in den Händen hat, verwöhnt. Nach uns bekamen noch die Stachelschweine Futter – die waren hier jedoch sehr viel scheuer als auf Sophienhof und näher als bei dem Bild unten kam ich nicht an sie heran.

Dafür waren die Klippschliefer um so neugieriger.



Am nächsten Morgen galt meine Aufmerksamkeit gleich dem Wasserloch an der Lodge, aber entweder war es kein rechter Tag oder das Wasserloch liegt zu nah am Lodge-Haupthaus – jedenfalls fanden sich dort über die zwei Tage keine größeren Tiere ein.

Dafür bekam Liane hohen Besuch. Ich hatte den Gnu in der Nähe unseres Bungalows erblickt und bin rein, um Liane Bescheid zu sagen.

Doch sie empfing mich schon mit den Worten: „Das glaubst du nicht: ich stehe unter der Dusche, da kommt draußen ein Gnu vorbei.“ Dazu muss man sagen, dass auch das Bad riesige Glasfenster zum Fluss hin hat. So hatten die beiden sich also Auge in Auge gestanden :-)
Man kann auf Ozongwindi sehr schöne Spaziergänge machen. Zum Beispiel entlang des Flussbetts. Oder auch über die Wege durch den Busch. Wir machten lediglich einen kürzeren, weil es viel zu heiß war und wir das erste Mal auf dieser Reise lieber am Pool lagen. Für den Abend hatten wir uns bei Paul für einen Game-Drive angemeldet.

Wir trafen nur einige Antilopen und Paul kam auf die weniger schönen Themen des heutigen Namibias zu sprechen. Er fürchte, die Tiere würden mehr und mehr Opfer von Wilddieben, ungeachtet von Zäunen und Kontrollen. Das war, merkten wir schnell, für Paul nicht nur eine ökonomische Frage. Vielmehr hängt sowohl seines wie auch Janets Herz immens an jedem einzelnen Tier und sie tun viel für sie, manchmal zu Lasten ihrer eigenen Gesundheit und oft zu Lasten ihres Geldbeutels. So war unser letzter Sundowner in Namibia einer von der ernsteren Art, und wir mussten erkennen, dass nicht alle Menschen im Land so optimistisch in die Zukunft schauen, wie wir es zuvor im Sasa Safari Camp erlebt haben.
Und wenn ich einen Wunsch frei habe, dann schicke ich ihn nach Ozongwindi, auf dass dort neue Zuversicht wachsen möge. Die Besitzer haben es so sehr verdient, denn Sie haben nicht nur ein Herz für Tiere, sondern gehen auch höchst anständig mit den Angestellten um. Abends nach der Arbeit fährt Janet die Frauen persönlich nach Hause, dabei wäre der Weg gar nicht so sehr weit. Und „Zuhause“ – das sind hübsche Häuschen, wie ich sie in Namibia selten für die Angestellten gesehen habe.

Ozongwindi ist ein wertvolles Projekt, in dem unglaublich viel Liebe zum Detail wie zum großen Ganzen steckt.
Für uns wurde es nun Zeit für den Abschied. Gegen Mittag des nächsten Tages würden wir aufbrechen, die schöne D2110, welche man ganz für sich hat, bis Okahandja fahren und von dort die B1/A1 bis nach Windhoek nehmen – staunend, dass es jetzt tatsächlich schon ein Stück richtige Autobahn in Namibia gibt und uns fragend, ob wir das gut finden. Bei Hubert Hester würden wir viel zu früh eintreffen, aber lieb, wie er ist, bringt er uns persönlich zur Mall, damit wir noch gemütlich shoppen und etwas essen könnten, bevor unser Stammfahrer uns wieder zum Flughafen brächte. Check in und Flug – alles wieder völlig problemlos, bis auf das kaputte Infotainmentsystem.
Aber diesen letzten Abend in Namibia 2018, den genießen wir noch einmal in vollen Zügen, und wir träumen auch schon ein bisschen von der nächsten Reise ins südliche Afrika – Mädelsausflug in den Norden und nach Botswana, denn wir wollen auch noch Krokodile und Flusspferde treffen :-)
