Omandumba sehen, fühlen und da bleiben wollen

Namibia, Teil 6 / 18. – 19.10.2018.

Nun geht es Richtung Norden. Während ich für den bisherigen Teil unserer Reise jedes Mal viele Optionen im Kopf hatte, fiel es mir beim Planen schwer, die Strecke von Swakopmund  bis zum Etosha Nationalpark in Etappen zu gliedern. Sollten wir uns über den Westen nähern oder eher über die zentrale Route? Wie würde das Vorankommen im Westen sein? Viel sprach für die eine Option und genauso viel für die andere – eine klare Vorstellung hatte ich von keiner.

Dann half mir Youtube, genauer gesagt, ein sehr liebenswertes Videoprojekt der Martin Luther Highschool in Okombahe aus dem Jahr 2016, worin über einen Besuch auf der Farm Omandumba berichtet wird:

Die bodenständige Leidenschaft des Farmers Harald Rust, wenn es um Land, seine Menschen und Tiere geht sowie seine achtungsvolle Art den jungen Menschen gegenüber hatte mich spontan berührt, und von einem Moment auf den anderen wollte ich nur noch nach Omandumba.

Ja, was soll ich sagen außer: Folge immer deinen Gefühlen. Omandumba wurde nicht nur für mich, sondern auch für Liane das schönste Aufenthaltserlebnis auf dieser Namibia-Reise.

Nach einer recht unspektakulären Anfahrt, die freilich nach Verlassen der vielbefahrenen B2 auf die D1935 landschaftlich sehr schön wurde und uns die in der Stadt vermisste Ruhe zurückgab, erreichten wir am frühen Nachmittag das westliche Tor auf der D2315, welches das Land des Erongo Mountain Rhino Sanctuary Trusts begrenzt. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von an die 30 Farmen, die sich als private Initiative der Förderung einer natürlichen Lebensweise des Menschen im Einklang seiner Umwelt und den endemischen Tierarten dieser Region verschrieben haben. Innerhalb des äußeren Zaunes sind die privaten Grenzen aufgehoben, so dass die Tiere sich frei in dem gebirgigen Terrain bewegen können und gleichzeitig einen gewissen Schutz vor Wilderei genießen. Die Jagd an sich wird von den Trust-Mitgliedern als natürliche Hegearbeit integriert.

Vom Tor bis zum Omandumba-Bushcamp, wo wir ein Bush-Zelt gebucht hatten, sind es nur noch noch wenige 100 Meter. Das Camp ist umgeben von schön geformten vulkanischen Bergen.

Das erste, was wir wohlig genossen, waren das Licht und die Wärme.

Dann verwirrte uns Claudia, die Managerin kurzzeitig, als sie unsere Buchung nicht fand. Trinken wir erst mal einen auf die wundervolle Ruhe :-) Notfalls stellen wir uns auf die Wiese und schlafen im Dachzelt. Dass wir dieses Fleckchen Erde heute wieder verlassen würden, stand jedenfalls keine Sekunde zur Debatte. Und dann war auch unsere Buchung gefunden und Claudia gab uns sogar die Wahl, entweder im Canvas-Zelt zu wohnen oder im „Halb und Halb“, also einem Bungalow, welcher bis etwa auf 1 Meter Höhe ummauert ist und im oberen Teil Zeltwand trägt. Wir entschieden uns für Letzteres, weil die Lage uns besonders gefiel.

Hach, ist das nicht paradiesisch hier im Bushcamp von Omandumba? Zwei Stühle auf der schattigen Terrasse mit Blick auf die umliegenden Berge aus Granitstein, die nicht von ungefähr an das in der Nachbarschaft liegende Spitzkoppen-Gebiet erinnern. Wir holten Wein und etwas zu essen aus der Kühlbox saßen lange, lange absolut happy in unserem Freiluft-Kino.

Begeistert waren wir trotz der Einfachheit auch vom Innern unseres Bungalows, weil es unglaublich viel Platz und Luftigkeit darin gibt und alles blitzsauber und ebenso praktisch durchdacht wie gestaltet ist.

Irgendwann spät am Nachmittag unterbrachen wir schließlich unser meditatives Genießen, um bei Claudia noch einen Platz in der Sundowner-Fahrt zu bestellen und vorher wenigstens noch auf ein Stündchen so zu tun, als wenn wir heute wandern wollten.

Es gibt eine Menge schöner allein stehender Bäume im Bushcamp. Freilich ist es am schönsten oben auf dem felsigen Aussichtsplateau.

Warum man angesichts dieser Pracht noch eine Sundowner-Fahrt braucht? Weil sich die Sonne ziemlich früh hinter den hohen Bergen zur Ruhe bettet, während man draußen, wenn man das Gate verlässt, einen ewig weiten Blick in die Ferne mit dem Brandberg am Horizont hat und dem Rotglühen zusehen kann.

Claudia hatte für uns leckersten Gin-Tonic eingepackt und gemeinsam mit Hund und vier Gästen aus dem nahen Omaruru und dem weiter entfernten Pretoria genossen wir eine absolut bezaubernde knappe Stunde, in der sich bisher unbekannte Seelen sehr schnell näher kamen und an die ich bis heute mit Entzücken zurückdenke.

Viele Felsformationen innerhalb des Erongo-Kraters geben insbesondere im Licht der tiefstehenden Sonne der Fantasie viel Nahrung. Sieht noch jemand da unten hinten eine dicke Schildkröte thronen?

Will man auf Omandumba am Dinner teilnehmen, was ich jedem aufgrund der hervorragenden Qualität nur empfehlen kann, begibt man sich an den großen gemeinschaftlichen Tisch in der Lounge, wo ein Schild darum bittet, auf den Handygebrauch zu verzichten und sich dem Tischgespräch zu widmen. So taten wir es.

Und wir vermissten auch danach keine Internet-Kommunikation, weil das Besitzer-Ehepaar Deike und Harald Rust zu uns auf Besuch kamen und am Lagerfeuer über ihr Leben im Erongo erzählten. Schöner kann ein Abend nicht ausklingen. Sehr spät am Abend wanderten wir zu unserem Bungalow zurück und ich glaube, niemals und nirgends so fest und in einer so wohligen Stille geschlafen zu haben. Sehr früh wachte ich vollkommen erfrischt auf und lief eine Stunde alleine durch’s immer noch vollkommen ruhige Gelände.

Ein neues Haus entsteht auf Omandumba.

Ich lerne: Tausendfüßler werden nach dem Sterben weiß. Und sie sind gar nicht giftig.

Meine Beschützer am Morgen

Erdige Farbenpracht

Glücklicher Weise hatten wir noch den zweiten Tag zur Verfügung, um mehr von der Kraterebene, die sich auf einem Durchmesser von 40 Kilometern erstreckt, zu erkunden. Dabei stellten wir beeindruckt fest, in welch‘ exklusiver Alleinlage sich die Campsites auf Omandumba befinden. Es wird auch ausdrücklich darum gebeten, beim Wandern oder Fahren Abstand zu halten, um den Mietern die gewünschte Ruhe zu gewähren.

Die schwarzen Typen da oben auf dem Berg hielten sich allerdings nicht ganz strikt an dieses Gebot, denn direkt darunter liegt – nahe am San-Dorf – eine Campsite. Na, die Bewohner werden wohl des öfteren Besuch erhalten.

Das Lebende Museum der Ju/’Hoansi-San, welches links vom Berg liegt, haben wir dieses Mal nicht besucht, weil wir erst nach den ausgewiesenen Öffnungszeiten ankamen und nicht mehr stören wollten. Man kann aber sehr gut auch selbständig den schönen Trail laufen und die alten Höhlenmalereien bewundern.

Ich bin immer wieder zwiegespalten, ob ich über in Schönheit und Seele so selten gewordene Kleinode wie Omandumba überhaupt schreiben soll. Zum einen, weil man eine Offenheit für diese Werte haben muss und es mich traurig machen würde, wenn Menschen mit einer falschen Erwartung womöglich Frust nach Omandumba tragen könnten. Zum anderen, weil so viele Orte Magie verlieren, wenn ihr Bekanntheitsgrad steigt und sie überrannt werden.

Andererseits brauchen die Farmer im Erongo den Bekanntheitsgrad, um ihre Vision einer die Arten schützenden Lebensweise in ihrer Heimat realisieren zu können.

Darum beschränke ich mich auf den Wunsch, dass jeder Besucher diesem einzigartigen, friedfertigen Fleckchen Erde die Liebe zurückgeben möge, die es ausstrahlt und so reich verschenkt.