Musik für den Weg zur Runrig-Geburtstagsfeier
Einstimmungsmusik für den Weg zur „The Party On The Moor“ bei Inverness:
Natürlich die Runrig-Musik selbst. Gerade bin ich dabei, mir große A4-Blätter zu basteln, die ich vorne im Auto befestigen kann, um so unterwegs die Texte auffrischen zu können :-)
Seit letzter Woche wissen wir ja nun mit einiger Sicherheit, was Runrig spielen werden. Wobei sie uns auf dem Hohentwiel das schöne neue Lied „And we’ll sing“ vorenthalten haben. Hm… was ist an der Loreley besser als am Hohentwiel?
Die beste Einstimmung auf die Geburtstagsparty ist natürlich das Stirling-Konzert zum 30. im Jahr 2003. Wo Brian mit toller Soloeinlage glänzt und wo Bruce, der Kanadier, den Fans beibringt, wie man gälisch singt. Die DVD ist eine klare Kaufempfehlung, auch wenn die Bildqualität zu wünschen lässt. Ja, Runrig und die Technik… irgendwie schon wieder sympathisch, diese Verweigerung der Perfektion!
Als zweites: „Silly + Gundermann & Seilschaft unplugged“, damit ich nicht vergesse, dass auch wir mal so tief authentische Musik hatten, die sich selbst genügte und dem Kommerz nicht nachlief. Unfassbar gut. Verletzlich, zutiefst ehrlich, trotzig-rotzig – man kann gar nicht genug heulen, weil beide, Tamara und Gerhard, kurz darauf viel zu früh starben.
Das Album muss auch mit, damit ich angesichts der Beliebigkeit und TV-Couch-Mentalität, in die die Band, die sich noch Silly nennt, heute zu rutschen droht, wieder weiß, warum ich einst Silly-Fan war und warum ich voll Offenheit der neuen Sängerin gegenüber zum Comeback-Konzert 2010 nach Dresden pilgerte und mir ihren Sticker „Ich sag nicht ja“ anpinnte.
Ich weiß, dass die Silly-Anhängerschaft emotional gespalten ist und ich mich mit diesen Worten nicht beliebt mache; zu groß ist die Verehrung gegenüber dem, was sie uns vormals schenkten, als dass man klar sehen möchte. Ich will aber nicht verhehlen, dass auch ich zu denen gehöre, die meinen, dass – wenn die neue Schauspieler-Sängerin schon ein Problem mit dem Wort „Ostrock“ hat – die Band sich konsequenter Weise umbenennen sollte. Silly war für uns so etwas wie die „Ethik-Kommission“ im ostdeutschen Rock und Tamara hätte diese Aversion dem Buchstaben „O“ gegenüber ganz sicher weder verstanden noch geteilt. Mich überzeugt auch die Begründung nicht, dass die Band nun in Gesamtdeutschland angekommen sei. Das sind wir schließlich alle per Staatsvertrag!
Und es ist, als wenn Runrig nicht mehr „schottische“ Band genannt werden wollte, sondern britische, denn „schottisch“ könnte ja mit „Highland-hinterwäldlerisch“ assoziiert werden. Und was sind die Männer auf ihre Herkunft stolz! – Sogar der Kanadier Bruce (der gleich mal auf seine schottischen Wurzeln durch seine Großmutter verweist) :-)
Tamara hätte in der Diskussion vielleicht wieder eine ihrer bitterbösen Zeilen geschrieben in der Art wie „… und er versäuft in aller Ruh/die Mitgift und ihr Fell“ in „Traumpaar“ . Und sie hätte sich auch gewundert, warum ihre Jungs keine Rockmusik mehr machen, obwohl sie das doch so gut können.
Edit Dezember 2018: Silly hat angekündigt, 2019 auf eine Anniversary-Tour anlässlich des 40. Bühnenjubiläums mit AnNa R (Rosenstolz, Gleis8) und Julia Neigel zu gehen. Von Anna Loos keine Rede. Dass ich sowas noch erlebe!!! Keine Schauspielerin mehr neben (VOR) den Vollblutmusikern, sondern Vollblutsängerinnen. Ich bin sehr gespannt, was sie aus der Chance machen.
Zum dritten: Das Album „Arcoluz“ vom Renaud Garcia-Fons Trio mit Kiko Ruiz und Negrito Trasante – einfach, weil es geniale Musiker sind, die sich hier auf einzigartige Weise zusammengefunden und etwas selten Kostbares zuwege gebracht haben – wodurch ich wieder vergesse, warum ich heute kein Silly-Fan mehr sein mag.
Ach ja, ganz so zusammenhanglos ist die dritte Wahl dann doch nicht. Die Live-Aufnahme wurde 2005 auf Schloss Elmau mitgeschnitten; es war meines Wissens der letzte Konzertmitschnitt vor dem großen Brand im August 2005, als das Schloss Elmau, in dem wir – ob wir wollten oder nicht – wie im Kloster gemeinsam an langen Tafeln speisten und nachmittags holprig lernten, nach klassischer Musik alte Tänze zu tanzen, unterging, um wie „Phönix aus der Asche“ als Luxury Spa & Cultural Hideaway wiederaufzuerstehen. Ja, sorry, Runrig macht gerade ein bisschen nostalgisch…
Aber auch, wenn mir ein bisschen weniger Phönix und ein bisschen mehr Hausamsel lieber gewesen wäre: Gut, dass es Schloss Elmau wieder gibt, denn diese Kombination aus Hotel und Kultur muss ihnen erst einmal jemand nachmachen und ist auch ein Stück Heimatgeschichte.