Kgalagadi Transfrontier National Park
Teil 7 des Reiseberichts „Abenteuer Namibia“.
Ein Abstecher nach Südafrika war für diese Namibia-Tour geplant – allerdings über die südliche Grenze und nicht über die östliche. Die Kalahari, sich im Osten von Nord nach Süd hinziehend und weit nach Botswana und Südafrika ausdehnend, lag einfach zu weit von unserer Reiseroute entfernt. Erst als wir am Ende der dritten Reisewoche den Grenzfluss Oranje nicht überqueren konnten, war die Neugierde auf die Kalahari größer als der Stressfaktor angesichts der 800 Kilometer Anreise und der Unwägbarkeiten hinsichtlich der ungeplanten Übernachtungen.
Die Botswana-Camps lassen sich nur schwer online buchen, aber für das auf der südafrikanischen Seite gelegenen Twee Rivieren Restcamp konnten wir vor unserer Weiterreise aus Rosh Pinah Stellplätze vorab sichern, allerdings erst für zwei Tage später. Der Rest musste sich vor Ort finden!
Über Keetmanshoop, wo wir noch einmal tankten und Fleisch nachkauften, fuhren wir den Grenzübergang Aroab / Rietfontain an. Die Strecke zog und zog sich, landschaftliche Höhepunkte sucht das Auge entlang der sich schnurgerade hinziehenden C16 vergebens. Einschläfernd, einfach einschläfernd, diese Piste. Aber Stefan legte ein forsches Tempo ohne größere Pausen vor und wie wir später konstatierten, war dies auch gut so. Die längste Pause galt der Diskussion, ob wir weiterfahren sollten, nachdem auf meinem Cockpit eine gelbe Warnleuchte Schadenpotential am Motorblock signalisierte. Sollte nun kein Tag mehr vergehen, ohne dass wir dem Autovermieter Schaden melden mussten? Wir hatten nach dem unfreiwilligen Stopp am Oranje sowie nach dem Bruch der Radaufhängung die Nase ein bisschen voll und weil ich keine ungewöhnlichen Geräusche oder Fahreigenschaften bemerkt hatte, wollten wir jetzt mal einfach nur weiter. Nicht schon wieder einen Tag in der Pampa liegen bleiben!
Kurz nach 16.00 Uhr erreichten wir den Grenzübergang, der eine Viertelstunde später geschlossen wäre. Endlich ein Glücksmoment in der ganzen Pechsträhne! Die Ausreiseformalitäten auf namibischer Seite wie gewohnt bürokratisch und mit stoischem Ernst – wie früher, wenn wir aus der DDR hätten ausreisen wollen! Zum Ausgleich hatte Südafrika seine angenehmsten Grenzer nach Rietfontain geschickt und endlich konnten wir wieder lachen. So geht es also auch. Und dies, obwohl wir mit unserem Riesenvorrat an Holz überall auffielen und ständig verhandeln mussten.
Dann endlich: Einreise nach Südafrika – im Regen, aber wir waren glücklich. Bis wir den Nationalpark erreichten, würden freilich noch einmal fast zwei Stunden vergehen, dafür verging auch der Regen.
Direkt fuhren wir Twee Rivieren an, um möglichst schon heute eine Unterkunft im Nationalpark zu finden.
Aber die Südafrikaner winkten sofort ab: alles voll… wir sollten es auf der Botswana-Seite versuchen. Ich verstand erst gar nicht, wie das konkret aussehen sollte: mussten wir nun noch woanders hinfahren und fragen – ich war doch sooo müde? Nein, Botswana war gleich auf der anderen Seite… des Raumes… aha… soso…
Nach der erlebten namibischen Bürokratie und weil ich mich vorher nicht über den Nationalpark informiert hatte, musste ich schon einen gewissen mentalen Salto hinlegen, um zu begreifen, dass hier im KTP sozusagen „Schengen“-Abkommen gilt: Im Nationalpark gibt es zwar Südafrika und Botswana, auch mit ihren jeweiligen Währungen, aber es keine Grenzformalitäten. Man kann sich völlig frei bewegen. Nur für die Ausreise aus dem Park – es sei denn, man fährt wieder über Südafrika – wird es formell.
Die Botswana-Seite hatte ein Rest Camp ein Stück weiter weg für uns, jedoch nicht im von Stefan favorisierten Rooiputs. Womöglich könnten wir Rooiputs am nächsten Morgen bekommen, man müsse das noch mal prüfen… es war alles ein bisschen chaotisch. Wir entschieden uns, diese Nacht in der Kgalagadi Lodge vor den Toren des Nationalparks zu verbringen und am nächsten Tag in der Früh gleich noch einmal nach Rooiputs zu fragen.
Kurzbeschreibung Kgalagadi Lodge: Viele Nationalparkbesucher, denen die Campingplätze zu unkomfortabel und die Lodges im KTP zu teuer sind, wohnen hier in den hübschen Bungalows, nur wenige Kilometer vom Eingang des Nationalparks entfernt. Die Häuser befinden sich etwas auf der Anhöhe, von wo man einen gigantischen Ausblick hat. An die Selbstversorgeranlage angeschlossen ist ein kleiner Supermarkt, der alles Notwendige anbietet. Alles sehr ordentlich und freundlich geführt. Und da auch die im Park übernachtenden Touristen an feste Game-Drive-Zeiten gebunden sind, ist der zeitliche Nachteil des „Draußen-Wohnens“ zumindest im Vergleich zum Twee Rivieren Restcamp gering.
Wir blieben der Lodge deshalb auch am Folgetag treu, als sich herausstellte, dass wir in Rooiputs keinen Platz bekommen würden. Was wir nicht wussten und was man uns auch nicht sagte (wohl weil es sich um eine private und keine Nationalparkeinrichtung handelt): Es gibt inzwischen oberhalb der Rooiputs-Campsite eine kleine, sehr feine Lodge.
Kurzbeschreibung Botswana Rooiputs Lodge: Wir entdeckten die Lodge, die sich 25 km vom Twee Rivieren-Eingang befindet und zur Ta Shebube-Gruppe gehört, am zweiten Besuchstag, als wir eigentlich schon für drei Tage in die Campsite Twee Rivieren eingebucht waren.
Leider, leider für unseren Geldbeutel, war und lag die Lodge VIEL ZU SCHÖN! 150 Euro pro Person in einem 3-Bett-Bungalow – das war noch teurer als die Sossusvlei Lodge, wo wir immerhin zwei Bungalows für dieses Geld hatten. Aber wie sagt man so schön: Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. So mieteten wir uns, als die Managerin Mercy uns „gewarnt“ hatte, dass hier nachts die Löwen umherstreifen und am Pool Wasser trinken würden, kurzerhand für drei Tage ein und ließen die gebuchte Campsite am Parkeingang Campsite sein.
Bereut habe ich die Entscheidung keine Sekunde. Man wohnt hier exklusiv und dies auf eine Art, bei der sich exklusives Wohnen richtig gut anfühlt. Zwar gibt es acht Chalets, aber nur drei Parkplätze. Und so ist es auch gar nicht vorgesehen, dass mehr als drei Bungalows besetzt sind. Am letzten Abend waren es vier, wodurch das erstaunlich gut ausgebildete Personal fast an seine Grenzen geriet :-)
Zum Abschiedsabend jedes Gastes führen die sympathischen Lodge-Angestellten fröhliche Tänze und Gesänge auf. Da fast täglich jemand abreist, kommt man durchaus häufig in den Genuss derselben. Wir sollten auf Bagatelle später auch noch kulturelle Einlagen erleben, aber diese hier in Botswana schien uns angenehm entfernt vom Kommerz zu sein und ganz von Herzen zu kommen.
Doch nun zur Hauptsache, wegen der wir in den Nationalpark gefahren waren: zu den Tieren. Grundsätzlich muss man wissen, dass unsere Reise am Ende der Regenzeit lag, in der Tiersichtungen immer weniger erfolgreich sind. Das Wasserangebot ist dann allgemein so ausreichend, dass die Tiere nicht unbedingt zu den angelegten Wasserlöchern kommen müssen. Dies war auch der Grund gewesen, warum wir keine ausgesprochene Game-Destination wie z. B. die Etosha in die Reiseroute aufgenommen hatten.
So war denn beim Game-Drive durchaus Geduld gefragt. Damit und mit ein bisschen Glück konnten wir aber durchaus sehr viele Tiere beobachten. Und meine erste Begegnung mit einem prächtigen Löwen hat mich tief und nachhaltig berührt. Nun erst vermag ich die volle Bedeutung des Worts „majestätisch“ zu fühlen.
Ich will zu den Game-Drives auch gar nicht mehr viel schreiben, sondern einfach die Fotos sprechen lassen. Wer die Elefanten und andere Großtiere vermisst: diese leben nicht in diesem Teil des Nationalparks.

Die possierlichen Borstenhörnchen halten sich sehr gerne am Wegrand auf und leben dadurch recht gefährlich.
Morgendlicher Tanz der Giraffen:

Diese Touristen vor meinem Lieblingsbaum sind einfach nervig, besser mach‘ ich mich in die ruhigen Hügel auf.
Im Nationalpark ist es aus Sicherheitsgründen nur an ausgewiesenen Plätzen erlaubt, aus dem Auto auszusteigen. Ob diese Vorschrift vor allem die Menschen schützen soll oder die Tiere, sei angesichts des Verhaltens vieler Touristen dahingestellt.
An den Rastplätzen, die nicht extra gesichert sind, gibt es neben Picknickmöglichkeiten auch Toiletten; letztere sind meist mit Holzgittern versehen, um Tiere zu hindern, dort Unterschlupf zu suchen. Da diese Gitter allerdings für Schlangen kein Hindernis sind, sollte man sich beim Betreten immer gut umschauen, bevor man sich setzt :-)
Was für ein erlebnisreicher, eindrucksvoller Besuch im Kalahari Nationalpark! Hier werde ich sicher nicht das letzte Mal gewesen sein.