Hambach – für Demokratie und Europa
Anfang April führte ein Konzert mich weit in den Westen der Republik, in den Pfälzer Wald, und so nutzte ich die Gelegenheit, um das geschichtsträchtige Hambacher Schloss zu besuchen. Fast hätte ich den Beitrag bei den Stichwörtern unter „Bayern“ eingeordnet, dem es durch den Wiener Kongress zugeschlagen wurde, doch rechtzeitig konnte ich mich korrigieren :-)
Ich stellte das Auto unten am Ortsrand ab und nutzte den Weg, um auch etwas vom hübschen Ort zu sehen, der sich jetzt – an einem Sonntagmorgen nach Ostern – ruhig zeigte. Ohne jeglichen Weinort-Trubel. Von der Schlossstraße aus nahm ich den durch den Wald führenden Freiheitspfad.
Der Wald erinnert mich mit seinen vielen dünnen Bäumen an das Vogelschutzwäldchen gegenüber unserem Haus, wo es auch immer wieder reichlich Bruch gibt. In Hambach konnte man indes auch reichlich Kiefern sehen. Und diesen imposanten Hinkelstein.
Und während sich entlang der Asphaltstraße zum Schloss langsam Auto an Auto reihte, war ich beim Aufstieg auf dem Weg völlig allein.
Kästenburg, Hambacher Schloss, Maxburg – die vielen Namen der Anlage zeugen von einer langen, bewegten Geschichte. Dazu muss nichts aufgeschrieben werden – die Dokumentationen, z. B. im Internet, sind hervorragend.
Vieles daraus ist eng mit der Entwicklung deutscher Demokratie verbunden sowie mit europäischen Einigungsbestrebungen.
Die Mauerringe aus verschiedenen Epochen sind sehr schön zu erkennen – so wie die gesamte Anlage hervorragend saniert ist.
Hier oben also standen in frühen Zeiten die Raubritter und überwachten, durch dicke Mauern geschützt, was da unten über die Handelswege zog.
Eine Mauer aus ältester Zeit der Kästenburg.
Neben der großen Treppe und den Flaggen befindet sich eine Erinnerungstafel an eine Geste für Völkerverständigung und Frieden. Am 19. Mai 1989 haben an dieser Stelle ein amerikanischer, ein französischer und ein deutscher Soldat gemeinsam einen Baum geplanzt.
Davor stand ich dann mit Gänsehaut…
Als dieser Baum geplanzt wurde, wussten Menschen wie ich noch nicht, ob ihr Leben friedlich weitergehen würde.
Im Mai 1989 demonstrierten mehr und mehr Menschen auf dem Tian’anmen-Platz in Peking für Demokratie in China, sie klammerten ihre Hoffnung an den Besuch von Michael Gorbatschow am 15. Mai, den man aber gar nicht nicht auf den Platz und zu den Menschen ließ, sondern über Hintereingänge in die Große Halle des Volkes brachte und nach dessen Abreise es nur noch wenige Tage dauerte, bis die Volksproteste mit einem Massaker zum Schweigen gebracht wurden.
Aber der Mai 1989 steht auch für Ungarn, welches in diesem Monat begann, die Grenzanlagen zurückzubauen. Hier stehend, bin ich mir zum 1.001sten Mal dankbar bewusst, welches Glück wir in Europa hatten.
Nach einem zweistündigen Aufenthalt auf dem Schlossberg machte ich mich wieder auf den Rückweg – jetzt war der schmale Waldpfad längst nicht mehr so einsam. Das kleine Hambach hingegen atmete noch immer Ruhe.
Das Hambacher Rathaus mit dem österlich geschmückten Brunnen: