Freud‘ und Leid mit Google
Immer wie eine Fahrt ins Ungewisse.
Meistens mag ich Google. Wann immer mir ein Browser eine andere Suchmaschine aufdrängen will, lehne ich dankend ab. Google ersetzt mir inzwischen alle Lexika, beantwortet mir oft genug dringende Fragen. Google erspart mir ungeliebte Shopping-Gänge. Ich freue mich über über die einfallsreichen Winzig-Animationen bei besonderen Anlässen und hin und wieder gehe ich in Google auch einfach nur so für mich hin, zum Beispiel auf der Suche nach Musik und Lyrics.
Wenn es etwas gibt, was zuweilen meine Nerven reizt, dann ist es die Veränderungswut bei Google. Glaubst du etwas endlich verstanden zu haben, ist es bereits wieder anders. Willst du wissen, wie die Dinge bei Google funktionieren, schränke die Suche lieber auf die letzten Wochen ein, alles andere könnte schon wieder überholt sein. Ein Buch über das Thema zu kaufen, erscheint völlig sinnfrei.
Vor einiger Zeit hatte ich ziemlich viel Zeit und Mühe investiert und den Eintrag, der automatisch erscheint, wenn man „Kreisklinik Ebersberg“ eingibt (früher Google Place, dann G.-Local), mit Infos und Bildern gefüllt. Wir haben monatlich mehrere Tausend Netzanfragen und es ist mir wichtig, unsere Informationsangebote permanent zu erweitern.
Über lange Zeit sah auch alles anständig aus. Dann änderte Google sein System bei Google Maps und dieser Änderung fielen alle Infos und Fotos mit Haus- und Zimmeransichten wieder zum Opfer.
Vor einigen Wochen nun habe ich für die Kreisklinik eine Google+-Seite angelegt, um dort aktuelle Infos schneller einstellen zu können, als dies auf der Homepage möglich ist und auch um Interaktionsmöglichkeiten zu schaffen. So weit, so gut. Weil wir künftig evt. mehrere Redakteure sein werden, hatte ich dafür einen gesonderten Account angelegt, um den Zugang zum Hauptaccount „dicht“ zu halten. Fix die ersten Posts geschrieben, einige Kreise gebildet und was man eben so macht.
Jetzt hat Googles Innovationswut mich schon wieder eingeholt. Nicht nur, dass die wissbegierigen Amerikaner urplötzlich doch auf Klarnamen verzichten können und Pseudonyme zulassen, nein, es wurde auch das neue Produkt „Google+ My Business“ geboren. Was das nun schon wieder ist, begreift man erst vollständig, wenn man das rechts unter der Google-Maps-Karte erscheinende und früher „Google-Places“ genannte Feld anfasst und als „Unternehmer“ zu konfigurieren beginnt.
Eigentlich wollte ich dort nach dem Löschen meiner Infos und Fotos gar nichts mehr anfassen… soll sich Google doch sein Fotomaterial selbst zusammenbringen! Aber dann siegte die Berufsehre über den Frust, denn die zwei Außenaufnahmen, die dort inzwischen eingegangen waren, wollte ich schließlich doch nicht alleinig stehen lassen. Wenn schon, dann wollen sich die Menschen sicher ein paar mehr Vorstellungen machen können, wie es um und in der Klinik aussieht.
Also die Tortour noch einmal: Auf den Button klicken, dass ich berechtigt bin, diesen Eintrag zu „gestalten“, die Daten hinzufügen und abwarten, dass Google den Bestätigungscode schickt. DAS hat sich inzwischen phänomenal verbessert: Wo man früher 6 Wochen warten musste, ist der Code jetzt binnen einer Woche da. Beim zweiten Mal (ich musste eine Seite löschen) hatte ich keine Lust auf Warten und klickte die „telefonische Code-Übermittlung“ an. Wow… der Anruf erfolgte tatsächlich innerhalb einer Minute. Dieses System ist inzwischen offenbar erwachsen geworden.
Meine Bilder waren drin und die Infos auch. Ich war es zufrieden. Dann erblickte ich – eingeloggt – das Feld „Google+-Seite zu diesem Eintrag anlegen“. Ja klar, das macht Sinn… also draufgeklickt. Google reagierte promt und ich saß vor der Gestaltungsmaske einer NEUEN Google+-Seite. Merkt ihr was? Wäre echt fein gewesen, Google hätte mich gefragt, ob ich vielleicht schon eine Google+-Seite habe. Aber nein, stoisch wird eine neue Seite angelegt. Ich fand auch nach zwei Stunden Google-Suche – das gibt’s doch gar nicht – keine Möglichkeit, meine erst kürzlich angelegte neue Seite mit dem Google-Local-Eintrag zu verbinden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine gute Laune mehr.
Schließlich entschied ich mich, unsere noch junge Google+-Seite zu opfern und die von Google-Local aus angelegte neu zu befüllen. Das Ergebnis ließ mich breit grinsen (siehe Screenshot oben).
Wird nämlich die Google+-Seite mit Google-Local verbunden, erscheint automatisch eine Einblendung des letzten Google+-Eintrages unterhalb von Google-Maps und beim Draufklicken kommt der Netzbenutzer direkt auf unsere Google+-Seite.
Das nenne ich doch einen wirklichen Bonus-Effekt. So macht Google+ mal richtig Spaß!!!
Ich hoffe nun, dass die Neuerung sich wettbewerbsrechtlich halten kann. Für die Suchmaschinen-Nutzer wäre es auf jeden Fall ein Mehrwert, weil viele relevante Infos und Datenkanäle gebündelt sind. Und was möglichen Missbrauch betrifft, so ist Google hier bekanntlich clever genug und straft alles Ungebührliche prompt ab.
Edit am 27.08.14: Inzwischen weiß ich, dass sich die Google+-Seiten über „VERBINDEN“ verknüpfen lassen. Vorteil: Man braucht keine 2 Seiten pflegen und bündelt die Kommunikation an 1 Stelle, die auch prominent präsentiert wird. Nachteil: Die alten Google+-Seiten verlieren Strukturelemente, wie z. B. das Linkfeld.
Update vom 1.6.2015: Leider ist es mit der Freude über die unten beschriebene Konfiguration schon wieder vorbei – das war zu befürchten! Es ist mit Google immer dasselbe: Du freust dich über eine Innovation, setzt Energie darein und kurz darauf liegt die Innovations schon wieder im Papierkorb.
Das macht auf Dauer keinen Spaß! So guckt man zum Schluss eben doch wieder zu Facebook rüber.