Daqui auf Naxos – Teil 1

Boote im Hafen von Agia Anna Naxos

Die kykladische Perle – Teil 1 des Naxos-Berichts.

Dionysos, Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit und der Ekstase soll auf Naxos geboren sein. Hier wird ihm auch Ariadne, als Fruchtbarkeitsgöttin verehrte Tochter von Kretas König Minos, vom Helden Theseus zugeführt. Dionysos nimmt sie sich zur Frau. Ob nun mit Einverständnis des kühnen Theseus oder mit Liste und Tücke, darüber sind die Legenden sich nicht einig.

Portara Apollon Tempel auf Naxos

Für den Sohn des Zeus spielte dieser Unterschied sicher keine große Rolle.

Und die Naxioten schauen darüber genauso tolerant hinweg, sind vielmehr glücklich, dass ihnen ihre Heimat so wirtliche Lebensbedingungen beschert. Im kykladischen Kreis weist die größte Insel nicht nur eine besonders große landschaftliche Differenziertheit auf – den 1.000 m hohen Berg Zas zu erklimmen, ist unter hellenischen Sonnenverhältnissen eine echte Herausforderung -, sie besticht auch mit einer für die ansonsten eher süßwasserarmen Kykladeninseln ungewohnten Fruchtbarkeit sowie mit reichen Bodenschätzen.

Schmirgel und der feine Marmor waren vor dem Tourismus erkleckliche Einkommensquellen und noch heute bezieht manch einer seinen Lebensunterhalt aus den Schmirgelminen, nämlich als Rentenbezieher.

Solch Reichtum verhilft den bodenständigen Naxioten zu einer gewissen Unabhängigkeit vom Tourismus, wenngleich dieser natürlich auch hier massiv eingezogen ist und die Strukturen verändert.

Dennoch habe ich, als ich 2005 das erste Mal nach Naxos kam, dort eine Unbeschwertheit, einen natürlichen Stolz und eine Gastfreundschaft kennengelernt, die ich inzwischen in anderen griechischen Tourismusregionen vermisste. Das gilt nicht nur in den dörflichen Strandregionen, sondern auch für die Chora.

 

Aus diesem Grund hörte ich, als ich Naxos entdeckt hatte, mit meinem jährlichen Inselhopping in Griechenland auf.

Ich hatte mein optimales Erholungsrefugium gefunden: Eine liebenswerte, unaufdringliche Atmosphäre, viel und abwechslungsreiche Natur, Strände ohne Ende, eine stark zu spürende historische Prägung. Wer noch etwas anderes sucht als Strand und Barleben, der kann den Abend stilvoll bei einem klassischen Klavierkonzert auf dem Kastro ausklingen lassen – mit einer Traumkulisse oberhalb des Hafens. Nikos Karavias, Mitglied der adeligen Besitzerfamilie – mit vollem Namen Nikolaos Michel Laurent Karavias Della Rocca-Barozzi – begrüßt die Besucher mit viel Charme und bietet zum Musikgenuss eine besondere naxiotische Köstlichkeit an: Kitron in seinen drei Destillierstufen und den Farben Grün, Gold, Weiß.

Die volle Fotoausrüstung nahm ich erstmals 2008 mit, nachdem ich die Eigenheiten der Insel besser kennengelernt hatte und sie in Geschichten festhalten wollte.

Bei einem Aufenthalt auf Naxos lassen sich Erholung und Fotografieren sehr gut verbinden. Die Fotostunden sind kurz und beschränken sich in der Regel auf die Morgen- und Abendstunden, so dass tagsüber genügend Zeit zum Relaxen und Schwimmen bleibt.

Schwimmer

Ich wurde auch schon gefragt, ob ich denn auch mal „einfach auf Urlaub“ nach Naxos käme oder „immer nur zum Arbeiten“. Liebe Leute, für mich ist Fotografieren keine Arbeit, sondern gewissermaßen mein beständiger Lebenspartner :-)

Freilich: Mein Tagesrhythmus ist bei aller Faulheit in der Mittagszeit doch etwas untypisch für die Griechen. Deshalb lebe ich dort auch schon ewig nicht mehr in Hotels oder Pensionen, sondern in Studios, wo ich frühmorgens auf der Terrasse meinen Kaffee genießen kann und nicht auf Frühstück ab acht Uhr warten muss.

Sonnenaufgang an der Plaka auf Naxos

Als ich in den letzten Wochen die Naxos-Bilder sortierte, stellte ich erstaunt fest, wie viele es sind und wie viel es über sie zu erzählen gibt. Damit möchte ich auch den liebenswerten Inselbewohnern danken: Dafür, dass sie sind, wie sie sind und wie sie hoffentlich noch lange bleiben werden. Und dafür, dass sie so viel Gleichmut und Freundlichkeit zeigen, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin.

Wie ich jüngst hörte, werde ich einer Frau in diesem Jahr nicht mehr wiederbegegnen. Die alte Anna aus Kapares, die mir freundlicher Weise gestattete, ihren kleinen Bauernhof zu queren, um vom Kapares-Hügel leichter nach Agia Anna zu kommen, ist leider nicht mehr unter uns. Deshalb gehört ein vorderster Platz in der Naxos-Reihe ihr: Anna von Naxos – ein Original, welches ich um so mehr vermissen werde, als diese Originale leider nicht mehr so oft nachwachsen.

Anna vor ihrem Haus auf Naxos

Es gibt – noch – keine großen Hotelburgen auf Naxos.

Es gibt – noch – keinen großen Flughafen mit bequemer Direktverbindung aus Deutschland.

Diejenigen, die die Insel lieben, sollen bitteschön gemütlich mit der Fähre anreisen.

Ankunft der Blue Star auf Naxos